Ich habe während meiner Tätigkeit im Archiv meiner Heimatstadt Zugang zu zahlreichen Werken zur Geschichte gehabt und ihn reichlich genutzt. Viele dieser Werke sind eine akribische Auflistung großer und kleinster Ereignisse, viele ergießen ihr Wissen frei von jeder Wertung über den Leser. Na ja, nicht frei, aber sie folgen dem Mainstream der modernen Geschichtsschreibung: Der Mensch ist gut, und Deutschland ist schuld.
Joachim Fernau nimmt sich die Freiheit, seine Betrachtungen sehr subjektiv und voller Wertungen und Hintergrundanalysen darzustellen. Er nimmt sich auch die Freiheit, gegen den Strom zu denken. Er schreibt nicht wissenschaftlich, sonde emotional, fürs Volk. Er will seinen Leser von der Schönheit und Größe vergangener Zeiten berichten und bietet einen Blick in seine Trauer, die Trauer über ein ödes, sattes 20. Jahrhundert, das gleichwohl nicht friedlicher oder gerechter ist als eines der vergangenen. Es gelingt ihm, alle Zusammenhänge durchdacht und alle Ereignisse außer den allerschlimmsten humorvoll darzustellen.
Joachim Fernau wurde 1909 in Bromberg geboren. Er studierte in Berlin und arbeitet als Joualist. Von 1939 bis 1945 war er Soldat. Nach dem Krieg wurde er freier Schriftsteller und veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Geschichte und Literatur und einige Romane. Er starb 1988.
Literaturliste Geschichte
Rosen für Apoll
Die Geschichte der Griechen, 1961
Eine liebevolle Darstellung von der Blütezeit Kretas bis zum Tod Alexanders. Kreta, Mykene, Athen, Sparta, Korinth, Theben, Makedonien. Große Personen und ihre Werke steigen vor unseren Augen auf und beleuchten Geschichte, Geist und Schönheit von Hellas.
Cäsar lässt grüßen
Die Geschichte der Römer, 1971
Von den Anfängen bis zum schleichenden Ende.
"Deutschland, Deutschland über alles…"
Von Anfang bis Ende, 1972
Eine liebevolle, schmerzensreiche, humorvolle Deutsche Geschichte. Der Blick geht von den Anfängen, als die Römer die ersten Barbaren in den Wälde Germaniens sahen, über die große, aber vollständig tote Zeit der mittelalterlichen Kaiser bis zur Neuzeit. Die Jahrhunderte, als Deutschland zersplittert und Spielball fremden Mächte war. Der Starke führt seine Kriege im Land des Schwachen. Sage ich. Das ist nicht fein, aber der Dreißigjährige Krieg und die folgenden Jahrhunderte zeigten uns, was es heißt, schwach zu sein.
Disteln für Hagen
Eine Bestandsaufname der deutschen Seele, 1966
Feau erzählt uns mit eigenen Worten und Zitaten das Nibelungenlied, "dieses großartige Heldenepos der Deutschen" und analysiert die Hauptfiguren. Er kommt zum faszinierenden Schluss, dass in diesem Buch alle Charakterzüge der Deutschen vorgezeichnet ist. Ein großes Vergnügen zu lesen, auch wenn wie immer viel Blut fließen muss.
Und sie schämeten sich nicht
Ein Zweitausendjahr-Bericht, 1969
Die Deutschen und der Sex. Eine amüsante Geschichte des deutschen Liebeslebens während zweier Jahrtausende
Sprechen wir über Preußen
Die Geschichte der armen Leute, 1981
Halleluja
Die Geschichte der USA, 1977
Die Geschichte Amerikas von der Landnahme und der Ausrottung der Indianer über die Entwicklung der neuen Gesellschaft und den Bürgerkrieg bis 1970. Im Fazit das bitterste, deprimierteste Buch Feaus. Geschichte der Weltmacht, die so gut ist, dass sie die ganze Welt bekehren und retten muss.
Essays – Texte
Die Genies der Deutschen, 1972
"Guten Abend, Herr Feau"
Ich sprach mit: Aristides, Friedrich Nietzsche, Xanthippe, den Müller von Sanssouci, Andreas Hofer, Kaiser Heinrich IV., Rudolf Steiner. 1984
Die Gretchenfrage
Variationen über ein Thema von Goethe, 1979
Die Gretchenfrage ("Wie hältst du’s mit der Religion?") beantwortet Feau in verschiedenen Variationen mit einem verblüffend überzeugenden Schluss, der nicht verraten wird.
Der Gottesbeweis, 1992
Der Gottesbeweis ist ein kleines Büchlein, das das letzte Kapitel aus der "Gretchenfrage" wiederholt, geschrieben als Brief an seine fragende Tochter.
Roman
Die jungen Männer, 1960